Eine Weiße Wanne ist ein Bauwerkskonzept zur Abdichtung von erdberührten Bauteilen gegen drückendes Wasser, Bodenfeuchte und Grundwasser. Im Gegensatz zu „schwarzen Wannen“, die durch außenliegende Abdichtungsbahnen oder Beschichtungen geschützt werden, übernimmt bei der Weißen Wanne der wasserundurchlässige Stahlbeton (WU-Beton) selbst die Abdichtungsfunktion.
Material: Verwendung von WU-Beton nach DAfStb-Richtlinie „Wasserundurchlässige Bauwerke aus Beton“ (WU-Richtlinie 2017). Dieser zeichnet sich durch eine besonders dichte Gefügeausbildung, optimierte Rezeptur (Wasserzementwert, Zusatzmittel) und eine begrenzte Rissbreite aus.
Fugenabdichtung: Arbeits- und Dehnfugen werden mit speziellen Fugenblechen, Quellprofilen oder Injektionsschläuchen dauerhaft gegen Wasser gesichert.
Bewehrung: Die Bewehrung dient nicht nur der Tragfähigkeit, sondern gezielt auch der Rissbreitenbegrenzung, da Risse größer als 0,2–0,3 mm kritisch für die Dichtigkeit sind.
Systemcharakter: Es handelt sich um ein Gesamtkonzept, bei dem Beton, Bewehrung, Fugenabdichtung und Detailausbildung exakt aufeinander abgestimmt sein müssen.
Entwurfsgrundsätze: Grundlage ist die Zuordnung der Nutzungsklasse (z. B. hochwertige Nutzung → besonders hohe Anforderungen an Trockenheit und Sicherheit). Daraus ergeben sich Anforderungen an Rissbreitenbeschränkung, Fugenplanung, Wand- und Bodenplattendicken.
Selbstheilung: Feine Risse können durch Auskristallisieren von Calciumhydroxidanteilen teilweise selbst abdichten – diese „Autogenheilung“ stößt jedoch bei höherem Wasserdruck und größeren Rissen an ihre Grenzen.
Detailplanung: Besondere Aufmerksamkeit gilt Durchdringungen (z. B. Leitungen), Aufkantungen, Übergängen und Sohlenfugen.
Vorteile:
Dauerhafte Abdichtung ohne zusätzliche Außenhaut.
Mechanisch robust (kein Risiko von Beschädigung wie bei Folien oder Bitumenbahnen).
Geringerer Wartungsaufwand bei fachgerechter Ausführung.
Nachteile / Risiken:
Hohe planerische Präzision erforderlich (Fugenlage, Belastungsannahmen, Nutzungsanforderungen).
Qualitätssicherung bei Betonage und Nachbehandlung entscheidend.
Nachträgliche Sanierungen sind aufwendig (z. B. Nachverpressungen).
Wohn- und Gewerbekeller im Grundwasserbereich.
Tiefgaragen, Hochwasserschutzanlagen, Lösemittel- und Chemikalienlager (mit besonderen Auflagen).
Industrie- und Gewerbebauten mit hohem Anspruch an Trockenheit und Dauerhaftigkeit.